Edis Reisetagebuch

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Nach unserer erfolgreichen Nord-Süd Durchquerung auf dem Fahrrad im letzten Jahr wollten wir heuer nochmals was Besonderes erleben. So kam es zur Idee, Österreich in Ost-West Richtung zu durchfahren. Nach einigen Vorbereitungsgesprächen waren wir uns über die Route einig. Wir wählten nicht den leichtesten Weg, vielmehr wollten wir Klammen und Schluchten erkunden und auch den einen oder anderen Berg bewältigen.

Letztendlich kam folgende Route zustande:

All jene, die mehr über die Routen erfahren wollen, können sich im Detail die Tourendaten anschauen. Einfach mal HIER KLICKEN.

Wir starteten am 24.7. in Nickelsdorf und ausgestattet mit einer gehörigen Portion Wetterglück standen wir am 1.8. am Bodensee. Dazwischen lagen über 900 gefahrene Kilometer, jede Menge Berge, wir besuchten Wasserfälle, durchwanderten Schluchten und Klammen. Wir waren bemüht, die tagsüber verlorenen Kalorien spätestens am Abend wieder kompensiert zu haben und außerdem hatten wir noch jede Menge Spaß und Action.

Wir, das waren Sabine, unsere Draufgängerin, die beim Bergabfahren sogar Motorräder überholte, Beatrix, die wie bereits im Vorjahr die Betreuung und Begleitung übernommen hatte und die mir bei der Königsetappe dankenswerterweise ihr Fahrrad zur Verfügung stellte. Dann war natürlich Rudi dabei, der Organisator und Antreiber der Runde, der einzig beim Topfenstrudelverzehr ein wenig schwächelte. Mich nahmen sie als Schriftführer und Statistiker mit und genau aus diesem Grund muss ich jetzt den ganzen Text hier verfassen.

 

24. Juli 2009 Klammheimlichklicken

Klammheimlich stehlen wir uns um ¾ 7 Uhr aus der Wohnung. Susi ist so nett und bringt mich nach Nickelsdorf, wo wir für 8 Uhr den Treffpunkt ausgemacht haben. Vorher bleiben wir noch kurz bei Rudi stehen, wo ich ebenfalls klammheimlich meine Tasche deponiere.
Tatsächlich sind wir pünktlich beim Grenzübergang an der B10. Schnell werden noch ein paar Fotos gemacht, ich verabschiede mich von Susi und los geht’s mit dem Abenteuer Radurlaub.
Gott sei Dank ist die erste Rast schon eingeplant, nach rund 20 km erwartet uns Hannes in Halbturn, wo wir die erste Kaffeepause machen.

Aber jetzt geht’s dann richtig los. Über Frauenkirchen fahren wir nach Illmitz, wo wir um 11 Uhr die Fähre nach Mörbisch erwischen. An Bord gibt es herrlichen Radler, so können wir uns für die nächsten Kilometer motivieren. Wir fahren weiter Richtung Siegendorf, unterwegs kommen wir nochmals an der Grenze zu Ungarn vorbei. Bei St. Margarethen besichtigen wir die Stelle, wo 1989 symbolisch der „Eiserne Vorhang“ durchtrennt wurden. Weiter geht’s durch Siegendorf nach Wulkaprodersdorf, wo wir bei einem netten Heurigen unsere Mittagspause machen. Es ist extrem heiss, so sind wir froh, dass wir im Gastgarten einen schattigen Platz ergattern.

Nach der Pause tauchen die ersten dunklen Gewitterwolken auf, irgendwie haben wir das Gefühl, dass wir heute noch nass werden könnten. So nutzen wir noch schnell die Gelegenheit, uns in Wr. Neustadt klammheimlich ein Eis zu kaufen.
Weiter geht’s, leider auf der Strasse, nach Weikersdorf und Würflach. Ab da durchfahren wir die Johannesbachklamm, um 16 Uhr machen wir dann am oberen Ende der Klamm in der Johannesbachschutzhütte unsere Nachmittagspause. Bei Radler, Kaffee und Topfenstrudel stärken wir uns für die letzte Etappe des heutigen Tages.

Weiter geht’s durchs Rosental nach Grünbach, ab da wieder bergauf und auf der Strasse nach Puchberg am Schneeberg. Nach der Rückversicherung, dass wir in Losenheim eine Übernachtungsmöglichkeit haben, schaffen wir auch noch die letzten 170 Höhenmeter und kommen um ca. 18 Uhr beim Forellenhof an.

Die Zimmer sind leider keine Offenbarung, allerdings entschädigt uns das gute Essen und der Wein darüber hinweg. Abends gehen kräftige Regenschauer nieder, wir hoffen aber, dass es bis morgen Früh wieder ein wenig schöner ist.

Der erste Tag ist geschafft, klammheimlich muss ich mir mit Rudi das Zimmer teilen – aber alles geht gut.

25. Juli 2009 Schein, heiligklicken

Der erste Blick aus dem Fenster ist vielversprechend, es hängen zwar noch einige Wolken herum, aber immerhin ist es trocken und zwischendurch kann man auch den blauen Himmel erahnen.

Um 7:45 Uhr gibt’s Frühstück, natürlich reichlich, wir haben ja heute wieder einiges vor. Wir fahren um ca. ½ 9 Uhr los und es beginnt mal ganz ordentlich mit einer Steigung die Strasse entlang hinauf zum Schilift. Ab dann geht’s in den Wald zur Maumauwiese, dieser Tag sollte als unser Schiebertag ins Protokoll eingehen. Da wir uns auf Wanderwegen bewegen, ist oft an ein Fahren nicht zu denken. Einerseits ist es ziemlich steil, andererseits sind die vielen Steine und Wurzeln ein weiteres Problem.

Wir lassen die Maumauwiese rechts liegen, somit ist auch die erste Chance auf eine Pause vertan. Wir fahren weiter über den Römerweg und die Putzkapelle zum Klostertaler Gscheid. Ab dann geht’s wieder berag ins Voistal.

Wir fahren die Schwarzach entlang bis zur Abzweigung Nasswald, dann das Preintal entlang Richtung Gscheidl, bei Triebl machen wir eine kurze Rast (endlich eine Chance, einen Müsliriegel zu essen !), dann wird’s brutal.

Von Triebl geht’s knapp 400 Höhenmeter bergauf aufs Gscheidl, vorerst noch über Forststrassen, dann geht’s über den Mariazeller Pilgerweg extrem steil und steinig hinauf aufs Gscheidl. An ein Fahren ist hier nicht zu denken, selbst das Schieben ist extrem anstrengend, rückblickend kann ich sagen, dass dies das anstrengendste Teilstück der ganzen Tour war. Links und rechts des Weges hängen Schilder und Tafeln, die von den Pilgergruppen aufgestellt wurden. Ein wenig scheint es mir, man muss heilig sein, um diesen schweren und beschwerlichen Weg zu bewältigen – mit wenigen Ausnahmen.

Dann geht es endlich wieder bergab Richtung Donaudörfl, das Wetter ist ein wenig durchwachsen, einmal regnet es ein wenig, dann kommt die Sonne, bis wieder ganz dunkle Wolken bedrohlich über uns hängen. Über den Lahnsattel müssen wir leider auf der Strasse fahren, wie auch den restlichen Weg nach Mariazell.

In Mariazell ist ziemlich viel los, jede Menge Pilger und gewöhnliche Ausflügler, allerdings muss ich gestehen, dieser Ort übt eine gewisse Faszination aus. Jedenfalls genug, um hier die Mittagspause zu halten. Rudi lässt sich überreden, drinnen zu essen (draußen hat es ungefähr 12 Grad und zwischendurch regnet es auch ein wenig).
Natürlich besichtigen wir auch die Basilika. Drinnen geht’s zu wie in Disneyland, jede Menge Menschen, die Pilger singen Ihre Lieder, bei den Beichtstühlen wird Schlange gestanden und wenige Menschen sind auch zum Beten hier.
Wir kümmern uns noch um die Mitbringsel, Lebkuchen und Schnaps wird eingekauft, schnell noch ein Eis und bei wirklich bedrohlich dunklen Wolken fahren wir weiter Richtung Salzatal.

In Gusswerk biegen wir rechts ab, immer die Salza entlang, die Strecke bietet herrliche Landschaft, ist abwechslungsreich und ein wenig hügelig, allerdings fahren wir immer auf der Strasse, der Verkehr hält sich aber in Grenzen.

Um ca. 18:30 erreichen wir Wildalpen, das Zentrum für Wassersport im Salzatal. Ein Zimmer zu bekommen, erweist sich als nicht ganz einfach, letztendlich bekommen wir dann aber doch ein 4-Bettzimmer gleich neben dem Campingplatz. Zum Abendessen gehen wir in ein nettes Lokal im Ort, gutes Essen und guter Wein runden den Abend angenehm ab.

 

26. Juli 2009 Enns(los) langklicken

Ein 4-Bettzimmer bietet auch jede Menge Vorteile, z.B. braucht man keinen Wecker, um zeitig wach zu werden. Um 5:45 Uhr beginnen wir schon mit dem Packen, immerhin wollen wir heute noch nach Schladming, das sind rund 140 km.

Um 6:30 fahren wir los, es ist ziemlich kühl, aber ein herrlicher Tag kündigt sich an. Nach wenigen Kilometern erreichen wir die Wasserlochschlucht, wir überlegen kurz, ob wir sie durchwandern sollen, entscheiden uns dann aber dagegen, es könnte doch ein wenig knapp mit der Zeit werden. So machen wir ein paar Fotos und schon geht’s weiter nach Palfau. Dann gibt’s eine kräftige Steigung, bis wir in Mooslandl endlich zu unserem wohlverdienten Frühstück kommen.

Weiter geht’s durch herrliche Landschaft nach Hieflau und dann ins Gesäuse. Hier müssen wir leider wieder auf der Strasse fahren, es ist ziemlich viel Verkehr und jede Menge Motorräder sorgen für die entsprechende Geräuschkulisse. Bevor man nach Admont kommt, weitet sich das Tal und man hat einen herrlichen Blick aufs Ennstal. Wir finden einen netten Gastgarten, wo wir wieder einmal köstlichen Topfenstrudel essen. Zufällig kommen wir mit 2 Herren aus Amstetten ins Reden, sie erzählen uns, dass sie die Österreichdurchquerung vom Westen her in Angriff genommen haben und wir erfahren einiges über den weiteren Streckenverlauf.

Nach einem kurzen Rundgang durch den Ort samt Klosterbesichtigung fahren wir weiter Richtung Wörschach. Der Ennstalradweg ist landschaftlich wunderschön, einzig die Beschilderung könnte ein wenig verbessert werden. Man wird doch tatsächlich kreuz und quer durchs Tal geschickt, nur ja keinen Ort auslassen, und oft sind die kürzeren und direkten Varianten nicht oder nur schlecht beschildert. Ach ja, und bei der 20. Ennsüberquerung haben wir dann aufgehört zu zählen.

In Wörschach durchwandern wir die Klamm und genießen die Kühle zwischen den Felswänden. Nach der wirklich kurzen Mittagspause am Fuße der Klamm geht’s weiter Richtung Westen. In Niederöblarn finden wir ein uraltes Gasthaus, natürlich müssen wir wieder eine kurze Pause einlegen, immerhin haben wir schon fast 100 km in den Beinen.

Um ca. 18:30 erreichen wir die Auffahrt zum Fastenberg. Sabine und ich nehmen Helmuts Angebot gerne an, mit dem Auto abgeholt zu werden. Rudi lässt sich die Herausforderung nicht nehmen, so fährt er die letzten 4 km (ca. 400 Hm) alleine hinauf zum Breilerhof.

Beatrix kommt ein wenig später an, endlich haben wir unser Begleitfahrzeug und wir können ab morgen den Großteil unseres Gepäcks im Auto lassen.

Es wird ein wenig später, allerdings haben wir für morgen keine Monsteretappe geplant.

 

 

27. Juli 2009 Manuelaklicken

Die Nacht am Breilerhof war kurz, trotzdem sitzen wir bereits um 8 Uhr beim Frühstück. Wieder einmal scheint die Sonne und wir können den herrlichen Blick auf den Dachstein genießen.

Wir fahren um ca. ½ 10 Uhr los, spontan entscheiden wir uns, ins Untertal zu fahren und die Riesachfälle zu besichtigen. Es ist eine nette Wanderung, vormittags sind doch noch weniger Leute unterwegs. Retour gehen wir über die Forststrasse, die Einkehr in der Riesachfallhütte ist schon fast obligat.
Anschliessend fahren wir das Untertal hinaus und machen noch einen Abstecher in die Talbachklamm, immerhin ist das der kürzeste Weg nach Schladming.

Den Radweg Richtung Radstadt finden wir rasch, immerhin bin ich vor ca. 3 Wochen mit Tommi genau diese Strecke gefahren. Der Radweg verläuft in herrlicher Landschaft entlang der Enns und doch ein wenig abseits der Strasse, so können wir entspannt und in Ruhe die nächsten Kilometer radeln. In Altenmarkt machen wir eine kurze Trinkpause, dann geht’s weiter Richtung Flachau. Wir biegen aber schon ein paar Kilometer vorher Richtung Westen ab, in Reitdorf finden wir einen kleinen Badesee, wo wir uns ein wenig abkühlen. Nach der Pause geht’s weiter Richtung Wagrain und St. Johann/P.

In Wagrain wird Rudi von einer sportlichen jungen Dame am Rennrad überholt, das kann er natürlich nicht so einfach wegstecken und er hängt sich bei ihr an. Während des Gesprächs stellt sich heraus, dass es sich bei der besagten Dame um eine prominente Snowboarderin handelt, die in der Überschrift erwähnte Manuela.

Die Abfahrt nach St. Johann ist fantastisch, wir erreichen Höchstgeschwindigkeiten von über 70 km/h, leider müssen wir uns im Ortsgebiet an die vorgeschriebenen 50 km/h halten, so finden wir den Kirchenwirt, wo wir eine kurze Pause machen.

Über Schwarzach fahren wir das Salzachtal entlang nach Lend und letztendlich bis nach Taxenbach. Die letzten Kilometer sind nicht wirklich toll, man fährt auf der Strasse, die Bahn zerschneidet das an und für sich schöne Flusstal und über einem sieht man die Autobahnbrücken. In Taxenbach nächtigen wir im Hotel Post, einfach aber nett, und auch das Abendessen ist wunderbar. Für Morgen ist Schlechtwetter angesagt, so gehen wir mit dem Gefühl ins Bett, eventuell eine Regenetappe vor uns zu haben.

28. Juli 2009 Die wahre Größeklicken

Beim Aufstehen geht ein kräftiger Regenschauer nieder, unsere negativen Gedanken scheinen Wirkung zu tragen. Doch wie so oft während dieser Woche hört der Regen knapp vor unserer Abfahrt um ca. 8 Uhr auf.

Die Kitzlochklamm ist DIE Attraktion von Taxenbach. Und tatsächlich ist diese Klamm einer der Höhepunkte dieser Tour. Atemberaubend winden sich die Holztreppen zwischen den Felsen und dem tosenden Wasser der Rauriser Ache hinauf und erlauben einen großartigen Blick auf dieses Naturschauspiel.

Nach diesem Ausflug geht’s mit dem Rad nach Bruck und dann weiter nach Zell/See. Dort machen wir unsere Mittagspause in einem nett gelegenen Terrassencafe. Nach einem kleinen Spaziergang durch die Stadt samt Einkaufsbummel geht’s weiter nach Uttendorf, wo wir am Badesee die nächste Pause einlegen. Rudi geht schwimmen, obwohl das Wetter nicht so überragend ist, Beatrix macht ein Mittagsschläfchen, Sabine und ich fahren weiter nach Mittersill zum Topfenstrudel.

Ab da ist Rudi wieder bei uns und es geht zügig auf schönen Radwegen nach Neukirchen. Von dort fahren wir noch ein Stück bergauf nach Krimml. Wir nächtigen ziemlich nobel im 4-Sterne Hotel. Wie gewohnt gibt es tolles Essen und nicht zu spät liegen wir schon wieder im Bett.

 

29. Juli 2009 Die wahre Größe 2klicken

Wie misst man eigentlich die Höhe oder Größe eines Wasserfalls ?
Ist es die Menge Wasser, die je Sekunde herunterstürzt, ist es die Höhe im freien Fall oder ist es die Summe der einzelnen Kaskaden, wie es bei den Krimmler Wasserfällen der Fall ist ?
Angesichts der Naturgewalten, die wir die letzten zwei Tage gesehen haben, erscheinen die Werte der Menschen in der sogenannten zivilisierten Welt nicht wirklich nachvollziehbar. Mehr als der Andere zu besitzen oder schneller von A nach B zu kommen (wenn’s geht, noch möglichst laut), noch mehr Macht zu erlangen oder Gewinne zu optimieren auf Kosten anderer Menschen – all diese Wertigkeiten werden längst vergessen sein, die Wasserfälle, Schluchten und Berge werden auch diese Phase unbeschadet überstehen.

Jedenfalls liegt in der Früh dichter Nebel im Tal, so können die Krimmler Wasserfälle nur erahnt werden. Wir marschieren zum Wasserfall und schauen uns dieses imposante Naturschauspiel an, rechtzeitig lässt sich die Sonne blicken und präsentiert die Wasserfälle im besten Licht. Wir marschieren dann noch ein Stück rauf, machen ein paar Fotos, dann geht’s wieder aufs Fahrrad.

Heute steht wieder eine Königsetappe am Programm. Über die alte Gerlosstrasse ins Zillertal. Die ersten 3 km sind ziemlich steil (bis zu 20 % Steigung), dafür hat man umso mehr Zeit, die tolle Aussicht zu genießen. Danach wird es ein wenig flacher und nach ca. 1:15 Stunden sind wir am Pass angelangt. Beatrix kommt mit dem Auto und so können wir ein gemütliches Picknick abhalten. Gekühltes Bier, Speck, Käse und Brot, einfach herrlich.

Jetzt wird es rasant. Die Abfahrt ins Zillertal ist ein Traum, Sabine zeigt ihre wahre Größe und schreckt bei der Abfahrt sogar vor Motorrädern nicht zurück. Mit ca. 70 km/h rasen wir den Berg hinunter, schade, dass die Abfahrt so schnell vorbei ist. In Zell am Ziller ist dann wieder Zeit für eine Pause samt Topfenstrudel. Es ist herrlich warm und der Ort ist ziemlich gut besucht.

Weiter geht es das Zillertal hinaus Richtung Inntal. Es ist ziemlich flach, die Zillertal Bahn begleitet uns und wir können uns bei dieser Fahrt von der schwierigen Bergetappe erholen. Bevor wir das Tal verlassen, machen wir noch eine Badepause in Schlitters. Die Abkühlung tut gut und so können wir entspannt die letzten Kilometer nach Schwaz in Angriff nehmen. Die Quartiersuche erweist sich hier als ein wenig schwierig, allzu gesegnet mit guten Gasthöfen ist dieser Ort aus unserer Sicht nicht.

Das Abendessen in der Pizzeria ist wieder einmal sehr gut, nebenbei ist noch ein kleines Blasmusikkonzert und zu guter Letzt nehmen wir in einer Bar noch einen Schlummertrunk zu uns.

 

30. Juli 2009 Manda, s’isch Zeitklicken

Und schon wieder scheint die Sonne. Jetzt könnte man, frei nach Andreas Hofer, sagen „Manda, s’isch Zeit“ für einen Wetterwechsel, und tatsächlich sind für heute Abend Gewitter, Regenschauer und kräftige Abkühlung prognostiziert. Aber schau ma mal, jetzt genießen wir erstmal das Wetter und gehen in die Wolfsklamm.

Und da wir nicht nur scheinheilig sind, sondern tatsächlich auch spirituell ein wenig mitbekommen haben, gehen wir auch gleich weiter auf den St. Georgenberg. Ist angeblich ziemlich heilig, Teil des Jakobswegs und auch so ein wunderschöner Ort. Wir nutzen das Kloster zu einer willkommenen Pause, essen abermals herrlichen Topfenstrudel und trinken auch noch Jubliläumsbier (200 Jahre Hofer Andi).

Morgens war noch wenig los, beim Runter durch die Klamm kommen wir uns vor, wie vor Weihnachten auf der Mariahilfer Straße (übrigens kein heiliger Ort). Die Klamm und der St. Georgenberg dürfte tatsächlich sehr beliebt sein.

Endlich am Fahrrad werden wir vom heftigen Rückenwind angetrieben, es ist das erste Mal, dass wir den Wind hinter uns haben. Dementsprechend flott geht’s durchs Inntal nach Innsbruck. Dort treffen wir Beatrix, schauen uns ein wenig in der Altstadt um, bewundern das noch immer goldene Dachl und finden dann noch einen schönen Platz zum Mittagessen. Wider Erwarten ist das Wetter immer noch wunderbar.

Anschließend geht’s am Rad weiter bis Stams, mittlerweile sind rund um uns dunkle Wolken aufgezogen, scheinbar durch Föhneinfluss bleibt über uns ein kleines blaues Himmelsfenster, so kommen wir trocken und immer noch mit Hilfe des Rückenwindes flott voran.

In Stams schauen wir uns zuerst die Sprungschanzen an, füllen dann unsere Schnapsvorräte auf und machen eine kurze Einkehr beim Wirten.

Und tatsächlich schaffen wir es trocken nach Zams, das ist ca. 5 km vor Landeck, somit bleibt für morgen nur der Arlberg über. Ein gutes Gefühl, wir schlafen im uralten „Postgasthof Gemse“, die Stube ist ein Museumsstück, das Essen und der Wein wieder einmal sehr gut. Voll Vorfreude auf den nächsten Tag gehen wir zu Bett.

 

31. Juli 2009 Au Weiaklicken

Heute ist etwas früher Tagwache, 1) sind die Wetteraussichten nicht berauschend (ab Mittag sind Gewitter vorhergesagt), 2) stehen drei Pässe auf dem Tourenplan.

Wir fahren knapp nach 8 Uhr weg, nach wenigen Kilometern Richtung St. Anton, will mein Fahrrad nicht mehr. Irgendwas schleift und leider muss ich feststellen, dass die Felge gebrochen ist. Mein erster Gedanke war, OK, doch ein wenig zu viel gefrühstückt, allerdings lasse ich mich später von einem Profi beruhigen, der meint, die Felge ist einfach durchgebremst, man sollte auch gelegentlich die Felge checken und eventuell tauschen (nicht nur die Bremsbeläge). Nach dem ersten Schreck verständigt Rudi Beatrix, die nach ca. 20 Minuten mit dem Ersatzrad vor Ort ist, einige Umbauarbeiten, und schon geht die Fahrt weiter.

Wir fahren die Strasse entlang, es geht stetig bergauf, nach ca. 30 km erreichen wir St. Anton. Dort gibt es natürlich wieder Pause, ich esse etwas weniger (dachte ja noch immer, der Felgenbruch hat mit meinem Gewicht zu tun), trotzdem schmeckt der Kuchen ausgezeichnet.

Ab St. Anton geht’s dann wirklich bergauf, nach knapp einer Stunde ist die Passhöhe erreicht. Leider war relativ viel Verkehr und auch das Wetter zeigt sich nicht von der besten Seite. Es ist zwar trocken, aber bewölkt und die Fernsicht ist auch nicht berauschend. Wir schauen uns in St. Christoph die Kapelle an, lassen ein Foto machen und fahren weiter Richtung Flexenpass. Wie so oft ist die Abfahrt viel zu kurz, und sobald wir Richtung Lech abbiegen, geht’s schon wieder bergauf. Noch dazu ist die ganze Strecke auf den Flexenpass unter einer Lawinengalerie. Es ist extrem laut und irgendwie ist es beängstigend, hier mit dem Rad unterwegs zu sein.

Irgendwie schaffen wir es doch lebendig raus und nach kurzer Fahrt erreichen wir Lech. Wir treffen Beatrix, essen zu Mittag im Gasthof Post und kaufen uns noch ein „kleines“ Schleckeis.
Dann gehst weiter nach Warth und über den 3. Pass, den Hochtannberg. Dort machen wir eine kleine Wanderung zur Walser-Kapelle, schauen uns den Übergang ins kleine Walsertal im Nebel an, den Widderstein, und gehen dann noch zum Gipfelkreuz etwas oberhalb der Kapelle.

Anschliessend starten wir die Abfahrt Richtung Bregenzer Wald, wenig Kurven, nicht ganz so schnell, da wir etwas Gegenwind haben, aber immer noch flott genug. Leider fahren wir auf der Strasse bis Mellau, was nicht immer angenehm aufgrund des Straßenverkehrs ist, aber immerhin finde ich rechtzeitig den bereits oben erwähnten Radprofi, der mein beschädigtes Rad übernimmt und die Reparatur bis morgen Früh verspricht.

Wir nächtigen im Hotel „Kanisfluh“, bekommen von den überaus netten und charmanten Damen vom Service die besten Tipps für Ausflüge im Bregenzer Wald, ach ja, und wir essen auch wieder (ausgezeichnet ist eh klar). Irgendwie überkommt uns aber auch ein wenig die Wehmut, das Abenteuer Österreichdurchquerung geht dem Ende zu und wie so oft, vergeht die schönste Zeit am raschesten (hat schon Heinz Conrads jede Woche erzählt, war wahrscheinlich auch Radfahrer).

 

1. August 2009 Flach! Mannklicken

Jetzt sind wir doch tatsächlich durch, die heutige Etappe ist eigentlich nur mehr ein gemütliches Ausrollen. Rudi füllt noch schnell den Flachmann mit dem letzten Schnaps, der noch irgendwie aufzutreiben war, ach ja, und flach solls ja auch werden.

Allerdings ist die ersten Kilometer davon nicht zu merken, auf Nebenstrassen geht’s bergauf und bergab nach Bezau, wir genießen die tolle Aussicht und wieder einmal das grandiose sonnige Wetter. In Bezau sind wir verblüfft von der Mischung aus alter und neuer Architektur, irgendwie passt das hier perfekt zusammen, ich glaube, den Bregenzer Wald muss ich mit Familie nochmals besuchen.

Wir fahren auf dem Radweg weiter nach Schwarzenberg, dieser Ort wurde uns von den Damen aus dem „Kanisfluh“ wärmstens empfohlen, und tatsächlich, dieser Ort sieht aus wie ein Freilichtmuseum. Der Dorfplatz ist noch annähernd im Originalzustand, lediglich der Lärm der unzähligen Motorräder stört ein wenig. Wir beschließen spontan, hier eine weitere Nacht zu verbringen. Wir finden rasch ein Privatquartier, besuchen den Käseladen gegenüber und fahren weiter Richtung Alberschwende.

Das mit dem „Hey Mann, ist doch Flach! Mann“ ist leider nur ein Gerücht, zwischen den Orten Schwarzenberg und Alberschwende müssen wir ungefähr 200 Höhenmeter bewältigen. Beatrix weist uns etwas unabsichtlich den Weg zur nächsten Jausenpause, der Imbiss sieht nicht wirklich toll aus, allerdings ist der Topfenstrudel so ziemlich der Beste der ganzen Tour und auch die Dame vom Service ist ausgesprochen nett und weist uns den Weg nach Dornbirn und Lustenau.

Bei Au betreten wir Schweizer Boden, wir leeren den Flachmann und fahren auf Radwegen weiter nach Hard, wo wir wieder auf Beatrix treffen. Wir schlecken Eis und fahren weiter nach Bregenz, besichtigen die Seebühne. Hier endet die offizielle Österreichdurchquerung.

Die Weiterfahrt auf der Suche nach einem Badeplatz und die Rückfahrt nach Hard ist in den Kilometeraufzeichnungen nicht enthalten. Das Baden im Bodensee ist ein netter Ausklang dieser grandiosen Radtour.

Den Abend verbringen wir in Schwarzenberg, ein großartiges Essen im Gasthof „Hirschen“ und ein nettes Beisammensein bei Wein und Käse in unserem Quartier lassen diesen Ausflug zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.

Und wie immer stellt sich nach so einem Erlebnis die Frage, lässt sich so was wiederholen, können wir für nächstes Jahr ähnlich tolle Tage planen? Die Idee einer Reise zu den Brauereien Österreichs steht im Raum, ebenso eine Alpenüberquerung mit dem Mountainbike oder eine Reise entlang des „Eisernen Vorhangs“.
Schaumamal dann sehmaschon.

2. August 2009 Heimreise

Beatrix und Rudi sind so nett und bringen uns nach Salzburg, der viele Verkehr und die etwas zu lange Pause in Hall/T. bringen uns ein wenig in Zeitnot, letztendlich klappt aber alles wunderbar, der Zug ist zwar nicht klimatisiert aber immerhin pünktlich. Am Westbahnhof werden wir von unseren Lieben abgeholt, irgendwie ist es ja doch auch schön, wieder zu Hause zu sein.