Edis Reisetagebuch


 

 

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Immer Meer ?

Frei nach diesem Motto wurde das Ziel der heurigen Radtour bestimmt. Mehr Kilometer, mehr Berge, mehr Mitfahrer, Meer und noch viel mehr. Ich muss gestehen, ich habe die Idee, mit dem Fahrrad nach Venedig zu fahren, anfangs nicht ernst genommen. Ja, und dann waren wir doch dort.

Diesmal war die Gruppe ein wenig anders:
Rudi, Mitglied unseres Stammteams, wollte unbedingt Fussball spielen, somit fiel er aufgrund einer schweren Fußverletzung für die Tour aus.
Brigitte und Thomas, ein Paar und gute Freunde von mir verstärkten das Team. Für die Beiden war es die erste große Radtour.
Sabine, ebenfalls aus unserem Stammteam, war natürlich auch dabei. Allerdings unterschätzte sie die radfahrtechnischen Anforderungen bei so einer Tour und verabschiedete sich am 4. Tag nach einem schweren Sturz samt Verletzungen (Details siehe Tag 4).
Und ich war auch wieder dabei.

So erreichten wir nach 9 Tagen, ca. 900 km und ca. 7000 Hm lediglich zu Dritt unser Reiseziel Venedig.

Und hier die wichtigsten Eckdaten in tabellarischer Form.

Tagesetappen:

All jene, die an den detaillierten GPS Daten interessiert sind, haben hier die Möglichkeit, die .gpx Daten herunterzuladen. Einfach entsprechende Datei anklicken und am Rechner abspeichern (Die Endung .xls entfernen und schon können die Daten in z.B. Google Earth betrachtet werden. Die Endung .xls habe ich angehängt, damit die .gpx Datei nicht automatisch im Browser angezeigt wird. Habe ich leider nicht anders geschafft.).

Download GPS Daten Tag 1 Fischamend - Lockenhaus
Download GPS Daten Tag 2 Lockenhaus - Kalch
Download GPS Daten Tag 3 Kalch - Eibiswald
Download GPS Daten Tag 4 Eibiswald - St.Kanzian
Download GPS Daten Tag 5 St. Kanzian - Naklo
Download GPS Daten Tag 6 Naklo - Kranjska Gora
Download GPS Daten Tag 7 Kranjska Gora - Nova Gorica
Download GPS Daten Tag 8 Nova Gorica - Caorle
Download GPS Daten Tag 9 Caorle - Venedig

Am 23.6. starteten wir trotz sehr schlechter Wettervorhersage bei Sonnenschein in Fischamend, wir durchquerten das Burgenland, verbrachten einige Zeit auf der Steirischen Weinstraße, überquerten die Soboth, den Seebergsattel und den Vrsic Pass.

Ich verbrachte einige Stunden im Rettungswagen bzw. im Krankenhaus, wir (ich im speziellen) lernten die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Kärntner schätzen, bewunderten die Bergwelt Sloweniens und den Straßenverkehr Oberitaliens. Der Regen holte uns ausgerechnet in Italien ein, reichte aber nicht aus, um uns die Laune zu verderben (das erledigte ganz allein der Straßenverkehr nahe Venedig sowie die 40+ Extrakilometer am letzten Tag).

Spätabends am 1. Juli erreichten wir unser Reiseziel. Das Hotel im Zentrum fanden wir dann nochmals eine Stunde später. Die Heimreise nahmen wir getrennt in Angriff, ich war bereits am 2. Juli frühmorgens am Flughafen, um den Flieger nach Wien zu erwischen (Delis Feier zum 50. Geburtstag wartete), Brigitte und Thomas nahmen den Zug und waren dann am 3. Juli zu Hause.

23. Juni 2011 Frohnleichnam

Knapp vor 7 Uhr treffe ich mich mit den Obis am Bahnhof Floridsdorf. Abfahrt nach Fischamend ist um 7:04 Uhr. In Fischamend beladen wir unsere Drahtesel und radeln Richtung Enzersdorf an der Fischa. Sabine kommt uns bereits auf halbem Weg entgegen. Nach kurzer Begrüßung starten wir unsere Tour knapp vor 8 Uhr. Dank Sabines Heimvorteil fahren wir auf Feld- und Radwegen nach Hof und dann weiter nach Donnerskirchen. Einzig übers Leithagebirge müssen wir zwangsläufig auf der Straße fahren, um diese Zeit ist aber noch kaum Verkehr. Lediglich ein paar motivierte Motorradfahrer machen die Serpentinen nach Donnerskirchen unsicher.

Weiter gehts nach Rust. Vom Schlechtwetter ist noch nichts zu bemerken, so legen wir eine Pause am Hauptplatz in Rust ein. Bei Kaffee und Kuchen lassen wir die Frohnleichnamsprozession an uns vorüberziehen und bewundern die alten, aber gepflegten Häuser samt Storchennestern. Immer noch bei Sonne fahren wir weiter nach Mörbisch. Wir überqueren die Grenze nach Ungarn, ab da geht es teilweise auf Nebenstraßen, aber bei kaum Autoverkehr Richtung Süden.

Bei leichtem Regen und hügeliger Landschaft haben wir ein unglaubliches Erlebnis. Während eines mittelsteilen Anstiegs überholt uns ein Herr mittleren Alters auf dem Fahrrad. Das wäre ja noch nicht so schlimm, allerdings ist dieser Herr auf einem Damenfahrrad ohne Schaltung unterwegs. Ach ja, und ganz nebenbei hat dieser sportliche Mann lediglich einen Arm!!! So einfach kann man unsere an und für sich recht sportliche Leistung relativieren.

Mittagspause machen wir in Horitschon. Dann gehts hügelig weiter bis Lockenhaus. Wir beziehen unsere Burgzimmer und entscheiden uns für ein Abendessen im Ort. Der kurze Fußmarsch tut unseren Körpern ganz gut. Während des Abendessen geht ein heftiges Gewitter nieder. Die nette Kellnerin gibt uns Regenschirme mit. Ihr Kommentar: bringt sie halt morgen wieder zurück !

Der erste Tag war super: tolles Wetter und fast die komplette Strecke Rückenwind.

Das war Tag 1:

24. Juni 2011 Jägerwirt

Das Frühstück ist super, der Kaffee ist ausgezeichnet. Das sollte der beste Kaffee der Tour bleiben. Um 09:15 Uhr fahren wir los. Eine kurze steile Abfahrt in den Ort, der Gasthof hat schon auf und wir geben die geliehenen Regenschirme zurück. Ein netter älterer Herr macht noch ein Gruppenfoto, dann geht es Richtung Geschriebenstein.

Der höchste Berg des Burgenlands, leider müssen wir hier auf der Straße fahren. Sabine ist als Erste oben und besucht die Aussichtswarte, ich warte inzwischen auf die Obis. Kurze Pause und dann eine sensationelle Abfahrt nach Rechnitz. Hier legen wir eine kurze Kaffeepause ein, wir sitzen im Gastgarten und genießen das recht angenehme Wetter.

Anschließend fahren wir entlang der ungarischen Grenze, mal auf Radwegen, mal auf Nebenstraßen, mal richtig, mal falsch nach Güssing. Hier machen wir Mittagspause, das Essen ist ausgezeichnet. Knapp vor Heiligenkreuz beginnt es zu regnen, somit ist die nächste Kaffeepause fällig. Glücklicherweise wird das Wetter gleich wieder besser und wir fahren weiter. Über Jennersdorf und Minihof-Liebau erreichen wir um ca. 19:30 Uhr den südlichsten Ort des Burgenlands, Kalch.

Gleich bei der Ortseinfahrt finden wir ein wunderbares Gasthaus (Landgasthaus "Zum Jägerwirt"). Die Zimmer sind liebevoll eingerichtet, der Preis ist ausgesprochen günstig und das Abendessen nicht zu übertreffen. Wenn es nach mir ginge, hätte der Koch zwei Hauben verdient. Ein paar Gläser Wein runden den netten Abend ab.

Das war Tag 2:

25. Juni 2011 Puch 500

Kaiserwetter. Gleich in der Früh machen wir Fotos, es ist noch recht frisch, aber man kann ahnen, dass es ein großartiger Tag wird. Um ca. 09:15 Uhr starten wir los. Der Anstieg nach St. Anna am Aigen belohnt uns mit toller Landschaft und herrlicher Aussicht.

Ab hier geht es ununterbrochen bergab direkt bis nach Radkersburg. Der Weg verläuft wieder über Radwege und kleine Nebenstraßen. Heute macht die "Tour de Mur" in Radkersburg Station. Entsprechend viele Radfahrer und Touristen sind im Ort unterwegs. Wir fahren den Murradweg weiter. Unzählige Teilnehmer der "TDM" kommen uns entgegen. Einer hat sogar einen UHU auf der Lenkstange sitzen !

Bei einem Radlertreff direkt am Radweg finden wir ein freies Plätzchen. Bei Radler und Brettljause erholen wir uns von diesem intensiven Vormittag. Dann gehts weiter bis Gamlitz. Thomas kauft Fahrradöl (die Kette quietscht). Anschließend finden wir eine Buschenschank etwas oberhalb des Ortes. Wein und Essen sind hervorragend. Der Wirt ist ein Autonarr und sammelt alte Puch 500.

Hügelig gehts weiter durch diese herrliche Landschaft der Südsteiermark. Unser heutiges Etappenziel ist Eibiswald. Der Ort ist unglaublich verschlafen, das Hotel ist umso besser. Das Essen wieder einmal großartig. Der nette Juniorchef gibt uns Tipps für die morgige Tour und empfiehlt uns die Route über die Soboth: Unwesentlich höher, dafür aber umso reizvoller. Zu diesem Zeitpunkt haben wir keine Ahnung, dass dieser Typ ebenfalls keine Ahnung hat.

Das war Tag 3:

26. Juni 2011 Sabine

Also gut. Der Juniorchef hat uns überzeugt. Wir fahren über die Soboth. 100 Höhenmeter mehr sollten ja nicht das Problem sein. Wären es auch nicht, wenn es tatsächlich 100 Höhenmeter gewesen wären. Leider war die Karte vom Chef beim Stausee Soboth aus. Die 350 Hm bis zum tatsächlichen Pass wusste er entweder nicht oder er hatte sie uns bewusst verschwiegen.
Trotz allem ist die Auffahrt sehr schön, einzig die Verrückten auf ihren Motorrädern stören ein wenig. Am Pass warten wir zusammen. Wenn man den Bikern so zuhört, glaubt man, die Auffahrt mit dem Moped wäre eine größere sportliche Leistung als die mit dem Fahhrad.
Die Abfahrt entschädigt uns für alles und siehe da, bergab werden wir auch nicht von den Motorrädern überholt; zumindest eine kleine Genugtuung.
In Lavamünd machen wir eine Pause mit Eis und Kuchen. Dann fahren wir weiter Richtung Völkermarkt.

Knapp nach dem Eis - ich fahre ungefährt 30 Meter vor Sabine - höre ich hinter mir einen Schrei, ein Scheppern, dann ist es still. Sabine liegt regungslos vor ihrem Fahrrad. Ich laufe zu ihr, spreche sie an, sie reagiert nicht.
Dann die Notfallprozedur, Autos aufhalten, Rettung verständigen, Unfallort absichern, .... Langsam kommt Sabine wieder zu sich, allerings ist an ein Weiterfahren nicht zu denken. Ich begleite Sabine mit der Rettung zum Notarzt und dann weiter ins LKH Klagenfurt. Dort werden Brüche im Gesicht und ein schweres Schädelhirntrauma diagnostiziert. Sie muss auf jeden Fall im Krankenhaus bleiben.
Karl ist bereits unterwegs nach Klagenfurt, ich warte im Krankenhaus auf ihn, anschliessend fahren wir nach St. Kanzian am Klopeiner See.
Während Sabine und ich im Rettungswagen unterwegs sind, organisieren Brigitte und Thomas mit Unterstützung eines ausgesprochen hilfsbereiten Anrainers den Transport der Räder nach St. Kanzian.
Leider wissen wir weder Name noch Adresse dieses tollen Menschen, sollte er das zufällig hier lesen: vielen, vielen Dank für die wirklich großartige Hilfe.

Wir verbringen einen Abend im Schockzustand, immerhin ist aber abzusehen, dass die Verletzungen nicht ganz so schlimm sind. Wir überlegen, was wir morgen tun werden, wollen die Entscheidung aber überschlafen und beim Frühstück darüber reden. Karl verbringt die Nacht ebenfalls in unserem Hotel.
Das war Tag 4:

27. Juni 2011 Kalamari

Beinahe lässt uns die Seeterrasse und das herrliche Wetter vergessen, was gestern passiert ist. Trotz Sorge um Sabine entscheiden wir uns dann doch fürs Weiterfahren. Wir verabschieden uns von Karl (er ist wieder unterwegs ins LKH) und machen uns auf den Weg nach Slowenien.

Vorerst nützen wir die Radwege der Region, teilweise sind diese aber sehr mangelhaft beschrieben. Sobald wir die Hauptroute gefunden haben, gehts wunderbar voran. Bis Bad Eisenkappel immer am Radweg, die Gegend ist wunderschön und ruhig, andere Radfahrer treffen wir kaum. In Bad Eisenkappel gibts Kaffee und Eis.
Brigitte wird den Seebergsattel nicht mit dem Rad überqueren, sie hat bereits in St. Kanzian ein Taxi organisiert, dass sie pünktlich in Bad Eisenkappel abholt. Das Gepäck kommt ebenfalls ins Taxi, somit können wir den Seebergsattel ohne Taschen in Angriff nehmen. Es geht relativ gleichmäßig bergauf. Knapp 900 Höhenmeter müssen wir rauf. Der Straßenverkehr ist minimal, und ohne Ballast ist die Auffahrt ein Genuß. Nach knapp 1 1/2 Stunden stehen wir an der Grenzstelle. Ein paar Fotos gemacht und schon gehts wieder bergab.

An einem idyllisch gelegen See bei Jezersko Slovenija (Jezersko Plansar) treffen wir Brigitte und unser Gepäck wieder. Der kleine Gasthof am Ufer ist bekannt für Tintenfisch und Cremeschnitte. Uns wurde nicht zuviel versprochen, die gegrillten Calamari sind sensationell. Und die Kohlenhydrate der Cremeschnitte brauchen wir sowieso auch noch für die weitere Route.

Weiter gehts das Tal hinaus, ca. 20 km nur bergab. Nördlich von Kranj, in Naklo, finden wir ein hochmodernes Hotel. Die Preise sind annähernd österreichisch, lediglich das Essen ist etwas billiger. Es ist ungewohnt, ohne Sabine unterwegs zu sein. Mädl, wir vermissen dich.
Das war Tag 5:

28. Juni 2011 Ziehhhhh

Um 1/2 10 Uhr fahren wir weiter. Das Wetter ist wieder ausgezeichnet. Wir finden sehr bald eine Radroute abseits der Hauptstraße durch ein Naturschutzgebiet. Landschaftlich sehr schön, allerdings fahren wir kreuz und quer, mal rauf, mal runter, somit kommen wir nicht ganz so schnell voran.
Knapp vor Bled verirren wir uns auf die Hauptstraße, das ist weniger lustig. Glücklicherweise finden wir dann aber doch wieder den Radweg. Rund um den See, jede Menge Touristen, eine kurze Pause mit Cremeschnitte und schon gehts weiter. Gleich mal ziemlich bergauf, durch herrliche Landschaft. Anschliessend entlang eines kleinen Flusses auf einem einsamen Radweg nach Mojstrana, knapp vor dem Ort ist ein kurzer, aber extrem steiler Anstieg.
Auf einem neuen, zweispurigen Radweg gehts dann leicht ansteigend bis Kranjska Gora. Wir finden ein hübsches Hotel und liefern das Gepäck ab. Thomas und ich fahren weiter zur Schiflugschanze nach Planica. Es geht zwar ziemlich bergauf und Gegenwind haben wir auch, das herrliche Tal und die imposante Schanze sind jedenfalls die Mühe wert.
Ein Spaziergang durch Kranjska Gora und die Aussicht auf den Vrsic Pass lassen uns ganz schnell müde werden, wir sind relativ zeitig im Bett.

Das war Tag 6:

29. Juni 2011

Brigitte hat für den Pass wieder ein Taxi organisiert. Wir wollen uns an der Socaquelle wieder treffen.
Punkt 9 Uhr fahre ich mit Thomas los. Ca. 12 Kilometer ist der Anstieg lang, es sind 24 Kehren (auf unserer Seite mit Kopfsteinpflaster !) bergauf und gegen Ende sind ein paar extrem steile Passagen dabei. Das Gepäck vermissen wir überhaupt nicht. Nach gut 1 1/2 Stunden sind wir oben. Die Aussicht und das Panorama sind atemberaubend.

Die Abfahrt ist leider viel zu steil mit viel zu vielen Kehren, somit kommt kein vernünftiges Tempo zustande. Lediglich die Bremsen werden heiss. Bei der letzten Kehre (49) zweigt die Straße zum Socaursprung ab. Nochmals ein Stück bergauf, dann sind wir beim Gasthof angelangt. Brigitte wartet schon. Nach kurzer Pause machen wir uns zu Fuß auf den Weg zur Quelle. Der Steig ist tatsächlich ziemlich spannend, über Felsen und Sicherungsseile gehts zum Loch (= Quelle), mit den Radschuhen ist das gar nicht so einfach.

Anschließend fahren wir kilometerlang bergab, raus aus dem Tal. Herrliche Landschaft, nette Orte, dazwischen ein tolles Mittagessen. Es ist heute extrem heiß, Gott sei Dank hat der Gasthof in Bovec eine mit Wein überwachsene Laube, so ist es einigermaßen auszuhalten.

Gestärkt gehts es weiter durch Kobarid, Tolmin und Canal. Radweg gibts hier keinen und je näher wir Nova Gorica kommen, desto stärker wird der Verkehr. Erst in der Abenddämmerung erreichen wir die Stadt. Mit Hilfe von Passanten finden wir ein nettes Hotel samt Restaurant.
Das war Tag 7:

 

30. Juni 2011 Fähre ?

Wir fahren relativ zeitig los, immerhin wartet die obere Adria auf uns. Nach wenigen Kilometern überqueren wir die Grenze zu Italien. In Gorizia machen gleich mal eine Frühstückspause. Am Markt ist ziemlich was los und irgendwie spürt man sofort, in Italien zu sein.
Danach fahren wir auf unspektakulären Nebenstrassen, manchmal auch die Hauptstraße querend Richtung Westen. Die Landschaft ist flach, wir vermissen die Berge, auch wenn wir hier deutlich schneller vorankommen.
In Cervignano del Friuli machen wir Rast in einem kleinen Cafe. Der neben dem Lokal fliessende Kanal mündet wenige 100 Meter weiter ins Meer.

Dank unserer Karte wissen wir natürlich den kürzesten Weg nach Caorle, völlig abseits all der stark befahrenen Routen. Allerdings kennt die Gegend unsere Karte nicht, jedenfalls stehen wir plötzlich vor einer Meeresbucht, über die wir aber nicht drüberkommen. So drehen wir ca. 2 Kilometer vor Caorle um und fahren nochmals 9 Kilometer mehr, um letztendlich doch über die Hauptstrasse in den Ort zu gelangen.

Immerhin finden wir gleich ein nettes Hotel, direkt am Strand. Und so können wir noch ein wenig Zeit am Strand und im hüfthohen Wasser verbringen. Wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen und machen uns fertig fürs Abendessen.
Wir sind sehr entspannt, immerhin haben wir morgen maximal 50 Kilometer zu radeln, bevor wir in Venedig ankommen (dachten wir). In der Touristeninformation wird uns versichert, dass wir von Cavallino direkt mit der Fähre nach Venedig fahren können. Die Mitnahme von Fahrrädern ist sicher kein Problem !
Wir geniessen Pizza und Eis und freuen uns auf Morgen.
Das war Tag 8:

 

1. Juli 2011 Venedig

Nach dem Frühstück starten wir die letzte Etappe unserer heurigen Radreise. Auf Radwegen geht es immer die Küste entlang Richtung Westen.

In Eraclea überrascht uns doch tatsächlich der Regen. Wir stellen uns bei der Touristeninformation unter, organisieren noch ein paar Karten der Region. Dass wir vielleicht eine detailliertere Straßenkarte bräuchten, kommt uns nicht in den Sinn. Auch wegen der Fähre nochmals nachzufragen ist für uns kein Thema. Wir warten den kurzen Regenguss ab und fahren weiter durch Jesolo nach Cavallino. Der Radweg ist schön, allerdings stark befahren, immerhin wollen die Badeurlauber bei nicht ganz so tollem Wetter auch mal ein wenig Radfahren.

In Cavallino kümmern wir uns gleich um die Tickets für die Fähre. Dort erfahren wir, dass es nicht erlaubt ist, Fahrräder auf der Fähre mitzuführen. Venedig ist nicht nur komplett frei von Autos sondern auch von Fahrrädern. Frustriert kehren wir um, von guter Stimmung ist keine Rede mehr, immerhin ist der Weg nach Venedig plötzlich doppelt so weit. Der Umweg nach Cavallino war alleine schon ca. 43 Kilometer.

Aufgrund der Tatsache, dass wir keine gute Karte mithaben, landen wir direkt auf einer Haupteinzugsstraße nach Venedig. Das Fahren hier ist lebensgefährlich, mit jedem Kilometer wird der Verkehr dichter, es ist eng, gefährlich und unheimlich laut. Nicht einmal sind wir knapp daran, im Straßengraben zu landen.

Am Flughafen Venedig trennen sich unsere Wege, die Obis fahren weiter zum Bahnhof in Mestre, ich versuche mein Fahrrad am Flughafen zu deponieren, was allerdings unmöglich scheint. So parke ich letztendlich mein Fahrrad im Parkhaus, hoffentlich gut gesichert, immerhin sind wir ja in Italien. Mit dem Bus und Vaporetto bin ich so gegen 18:30 Uhr an der Rialtobrücke. Unser Hotel ist angeblich gleich ganz in der Nähe.

Vorerst kauf ich mir einen Koffer, um nicht die ganze Zeit mit den Radtaschen durch Venedig zu latschen, ausserdem brauche ich morgen fürs Flugzeug vernünftiges Gepäck. Dann versuche ich mit der Wegbeschreibung, die wir via Mail erhalten haben, das Hotel zu finden. Ich scheitere kläglich. Dank Smartphone und Navigation schaffe ich es dann doch noch, zumindest in die richtige Umgebung zu kommen. Dort gibt mir dann ein Kellner den letzten entscheidenden Tipp und schon bin ich da.

Aufgeregt werde ich von jungen Studentinnen empfangen. Es stellt sich heraus, dass die Pension unbeaufsichtigt ist und scheinbar kein Plan für die Zimmereinteilung existiert. So probieren wir alle Schlüssel durch (überigens: ALLE Schlüssel passen für JEDES Zimmer !!!). Wir suchen uns vermutlich freie Zimmer und ziehen ein. Da Brigitte und Thomas nach wie vor auf der Suche nach dem Bahnhof sind, erlaube ich mir, in ihrem Zimmer zu duschen, mein Zimmer hat diesen Luxus leider nicht. Während des Duschens klopft jemand aufgeregt an der Tür, es stellt sich heraus, dass dieses Zimmer bereits von anderen Gästen belegt ist. Lustige Situation, aber heute kann mich nichts mehr aus der Ruhe bringen. So dusche ich fertig, schnappe mein Zeugs und gehe in mein Einzelzimmer.

Wenig später finden wir dann auch ein Zimmer für die Obis, die dann um ca. 21 Uhr fix und fertig (nervlich als auch körperlich) in Venedig eintreffen. Immerhin haben sie nochmals 40 Kilometer mehr im Sattel zurückgelegt.

Trotz allem geniessen wir unseren letzten Abend bei gutem Essen und Wein. Von "einen draufmachen" sind wir allerdings weit entfernt. Wir verabschieden uns voneinander, ich muss morgen ja schon sehr zeitig los Richtung Flughafen.
Das war Tag 9:

 

2. Juli 2011 Gepäck

Frühmorgens gehts wieder mit Vaporetto und Bus zum Flughafen, ich muss gestehen, ich bin ziemlich nervös: ist mit dem Fahrrad alles in Ordnung, kann ich es gut genug verpacken, klappt das Einchecken ??

Voll Begeisterung stelle ich fest, dass mein Fahrrad unversehrt an seinem Platz steht. In der Abflughalle ist mächtig was los. Ich verpacke mein Fahrrad so gut es geht. Die Unordnung und das Chaos in der Pension in Venedig hatte den Vorteil, dass ich dort einige Kleidersäcke und Tücher ergatterte, mit denen ich nun mein Rad flugsicher verpacken kann. Die Klebebänder habe ich breits seit Wien in meinen Radtaschen mitgeführt.
Dann noch die mühsame Prozedur des Eincheckens (das Fahrrad muss extra bezahlt und eingecheckt werden), aber rechtzeitig vor Abflug habe ich alles erledigt. Der Flieger startet pünktlich und so kann ich abends Delis Geburtstagsfeier in vollen Zügen geniessen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Mitstreitern bedanken, es war eine harmonische Tour ohne Reibereien (Sabine hatte ein wenig Abrieb am Asphalt), mit viel Spaß und tollen Erlebnissen.
Wir werden sehen, wohin uns die Räder nächsten Jahr bringen.

Noch mehr Fotos gibts hier: